“Na, was glotzt ihr so? Noch nie jemand wie mich gesehen mit knallroten Haaren, Piercings, Tätowierungen an Armen und Beinen, ausgefransten Shorts, schwarzen Springerstiefeln im Hochsommer? Und das an einer Haltestelle für öffentliche Verkehrsmittel, bei der’s eher aussieht wie nach Müllkippe – eine verschimmelte Matratze hier, abgefahrene Reifen, eine Kloschüssel auf dem Kopf, weggeschmissene DVDs ohne Hülle, ausgemusterte Schulhefte, zertrümmerte Möbel und viel übelriechender Abfall in Plastiktüten. Wird natürlich von den Müllmännern nie entfernt, weil die uns hassen. Während ihr vorbeifahrt mit euren fetten Ärschen in den fett gepolsterten Sitzen eurer fetten SUVs und mir angeekelte Blicke zuwerft. Wenn ihr mich überhaupt wahrnehmt. Aber eins kann ich euch versprechen: ich komme hier raus aus diesem versifften Dreckloch mit seinen Mafiosi, Dealern, Tagedieben, Trunk- und Drogensüchtigen und Asozialen – eines Tages schaffe ich das. Ich habe einen Plan. Und dann könnt ihr was erleben, ihr privilegierten Arschlöcher, denn ich vergesse und vergebe nichts.
– Cora Ebenezar (© 2022)
(150 Wörter)