Aus dem Tagebuch eines schwärmerischen Literaturfreaks

Heute stolperte ich wieder über den kommenden Romancier Ode Orshauser, der in F. eine Lesung hat, zu der ich eine Eintrittskarte haben wollte, was mir aber nicht gelang.

Auf einer Parkbank hatte ich neulich ein gewelltes Exemplar mit fehlendem Vorderdeckel vor schlimmerem Regenbefall gerettet. Darin lagen Gedichte einer Jillian Jones aus Schottland auf einem Extrapapier, die immer Bücher mit ein paar abgetippten Gedichten in andere Länder schickt, damit sie gefunden werden.

Erst anderntags nach fiebernder Nachtlektüre vordertags hatte ich bemerkt, dass auch in der Mitte ca. 40 Seiten fehlten, ein ganzes Lebensstück. Dort waren auch anzunehmen die saftigsten Liebesstücke weg, denn am Ende ist der Held gebückt, dement und senil.

Also zu dieser Lesung will ich doch, koste es was es wolle, vielleicht gibt’s ja Schwarzmarkttickets oder es steht jemand in schwarzem Mantel und dunkler Brille draußen, der noch in letzter Minute was verkauft. Denn das Mittlere ist mir irgendwie wichtig geworden. „Fehlen schafft vielleicht Vermissen“ (meine Prägung!!!). Und der prmächtige kommende Romancier, über den die BAZ schrieb, er habe wieder mal den treffenden Roman einer Generation vorgelegt. Ob auch ich zu dieser Generation gehöre, muss ich erst noch herausfinden. Es ist doch letztlich alles ALLES Identitätssuche, auch von Orshauser.

Johannes Beilharz (© 2007)

200 Wörter

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