Bembrotal

Nun wurde mir geraten, Bembrotal zu nehmen. Im Hinterkopf hatte ich den vagen Gedanken, dies vielleicht irgendwann einmal zu tun, aber auf keinen Fall jetzt. Doch wurde ich sofort durchschaut, als ob man durch mich durchsähe wie durch Glas. Denn es wurde mir klargemacht, wie dringlich die Sache war. Ich wurde angefasst, geschubst. Diesem Drängen, dieser aufdringlichen Nähe fühlte ich mich hilflos ausgesetzt. Was konnte ich tun? Ich versuchte aufzustehen von dem niedrigen Stuhl, auf den man mich gesetzt hatte, doch brachte mich eine unmissverständliche Hand auf der Schulter dazu, den Versuch aufzugeben. Insbesondere war da einer, mir schien sein Name Benzinger zu sein, der stets mit lauter Bassstimme allem Nachdruck verlieh und immer beim Reden umherging, mich umkreiste. Auch eine zirpende Frauenstimme mit chinesischem Akzent redete auf mich ein. Es schien kein Auskommen zu geben vor der Einnahme dieses Bembrotals, von dem ich nur düster ahnte, was es anrichten konnte.

– Franz Klein (© 2019)

(150 Wörter)

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