Ein Wüstentraum

Desert Dream

In dem gelben Kalkhaus am Fuß der Düne ein Gecko an der Decke, ein Skorpion am Boden bei meinen umgefallenen Stiefeln. Eine Tauträne löst sich. Ein Hauch von der Fensteröffnung bewegt das leichte weiße Tuch, das mich auf meiner hölzernen Liege bedeckt. Wie ich möchte, dass dieser Luftatem nie enden möge. Er könnte dem glutheißen Tag, der bald einsetzen wird, Einhalt gebieten. Ihm und den schwarz vermummten Gestalten, die kommen werden. Ich bin hierher geflohen vor der Gesellschaft, die das Ihrige zurückhaben will. Alles ist nur geliehen. Es ist nur recht und billig, dass die schwarzen Gestalten mich holen werden.

– Surendra Sparsh (© 2007)

(100 Wörter)

Anmerkung des Autors
Diese Ultrakurzgeschichte verdankt ihr Entstehen dem Film The Passenger (deutscher Titel: Beruf: Reporter) von Michelangelo Antonioni (1975) mit Jack Nicholson und Maria Schneider in den Hauptrollen bzw. einer wahrscheinlich inzwischen ziemlich ungenauen und diffusen Erinnerung an einige Bilder aus diesem Film.

4 Gedanken zu „Ein Wüstentraum

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