Aus Liebe …

Warum ich auf Benny so sauer war, daran kann ich mich kaum noch erinnern, das ist längst verflogen, auch seine höhnischen Worte, dass ich ja kein richtiger Mann wäre für sie, sondern nur ein weinerlicher Bub, und noch anderes, Fieseres. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt ist nur noch Betäubung da und Reue. So habe ich mir den Rest meines Lebens versaut. Wegen meiner Freundin Jessica. Obwohl ich auch nicht sagen kann, dass nur sie schuld an allem ist. Aber aufgehetzt hat sie mich. Selbst wenn er was von Jessica wollte, ist mir jetzt nicht mehr klar, warum ich ihm dort in der Waldlichtung das Messer ins Herz gestoßen habe oder in die Gegend, wo ich dachte, da wäre das Herz. Und dann nochmal, weil das nicht so einfach ging, wie es im Fernsehen aussieht. Und auch das mit dem Einbetonieren der Leiche funktionierte nicht so, wie ich es in irgendeinem Krimi gelesen hatte. Als Jessica und ich ihn in der leeren Wohnung von Annika in einem großen Plastikzuber vergossen hatte, stellten wir fest, dass wir ihn so überhaupt nicht aus der Wohnung und in den Neckar kriegen konnten. Deshalb mussten wir den Beton wieder aufschlagen. Mitten in der Nacht haben wir dann Teile in den Müllcontainer hinter dem Haus gebracht, der Rest passte mit Benny ins Auto. Auf die Spur gekommen sind sie uns durch den Leichengeruch in der Wohnung, denn da hatten wir ihn drei Tage lang, bevor wir wussten, was wir mit ihm anfangen sollten.

Johannes Beilharz

250 Wörter

Anmerkung des Autors
Diese Ultrakurzgeschichte ist eine frei erfundene Geschichte, die größtenteils auf den mir anfangs bekannten Tatsachen zu einem Mord beruht, der Ende August in der Nähe Stuttgarts geschah.
Namen und Umstände sind erfunden und haben zu realen Personen und Ereignissen keinerlei Bezug.
Wer den Fall in den Nachrichten oder Zeitungen verfolgt hat, wird wissen, dass sich die Wirklichkeit als weit schrecklicher erwies, als ich mir in dieser Fiktion ausgemalt hatte. Unter anderem brachte die Süddeutsche Zeitung einen Bericht unter dem vielsagenden Titel „Bizarrer Mordfall in Baden-Württemberg / Leichenteile in Blumenkübeln“.

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