Die Gasse der dunklen Läden

Las ich doch ein Zitat von Patrick Modiano über die Côte d’Azur im Winter und dachte, ich könnte vielleicht etwas Modiano-Ähnliches schreiben. Hat der Typ übrigens nicht den Nobel für Literatur bekommen?

Gelesen von ihm habe ich nur Die Gasse der dunklen Läden. Von dieser Lektüre ist nichts geblieben als ein dunkles, undefiniertes Gefühl (also eher schwummrig) und eine Erinnerung an etwas Enttäuschung. Denn das Buch erfüllte das Versprechen des mysteriösen Titels, dessentwegen ich es gekauft hatte, nicht. Etwas Schwummriges, Undefiniertes, Dunkles hatte es allerdings schon, daran meine ich mich zu erinnern. Und auch ein undefiniertes Ende – eines dieser Enden, das einen mit an den Felsen geklammerten Händen über einem Abgrund hängen lässt.

Viel später entdeckte ich bei einem Spaziergang in Rom, dass es da eine Straße des Namens Via delle Botteghe Oscure gibt, in der es eigentlich nichts Besonderes gibt außer der Krypta Balbi, die in der Antike zum Theater des Balbus im mittleren Marsfeld gehörte und jetzt Teil des Römischen Nationalmuseums ist.

Wenn ich also etwas im Stile Modianos schreiben wollte, müsste es etwas mit einem vielsprechenden Titel sein und einem Inhalt, der mit dem Titel kaum etwas zu tun hat. Ich könnte dieses Prunkstück der Fiktion zum Beispiel Sonntag im August nennen und in der Antike auf dem Marsfeld spielen lassen, das als Schaf- und Pferdeweide Verwendung fand, wenn es nicht für Militärübungen genutzt wurde.

Wie wär’s mit einer Romanze zwischen einer Schafhirtin und einem Centurio mit dem Spitznamen Oscuro, nach dem später die Straße benannt wurde?

– Johannes Beilharz (© 2022)

(250 Wörter)

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